EPiC – Erste Kritiken
Am 6. September wurde der neue Film von Baz Luhrmann auf dem Toronto Filmfestival uraufgeführt. Das Publikum reagierte mehr als begeistert und feierte den Regisseur mit Standing Ovations. Inzwischen sind Pressekritiken erschienen und auch zahlreiche Fans hatten die Gelegenheit den Film zu sehen und berichten über Inhalte und Qualität.
Der Film soll kein Dokumentar- und auch kein Konzertfilm sein – Luhrmann bezeichnet ihn als „Tone Poems“. Das ist eine künstlerische Form, die Geschichte oder Persönlichkeit über Musik, Stimme und Bild vermittelt. In Bezug auf EPiC bedeutet das, dass wir Elvis poetisch, beinahe immersive erleben. Er selbst erzählt seine eigene Geschichte durch Gesang, begleitet mit Archivaufnahmen und Interviews – ohne fremden Erzählern. Musik, Ton und Bild verschmelzen zu einer emotionalen Reise, die Elvis’ Persönlichkeit, Spiritualität und künstlerische Wirkung spürbar machen soll. Ziel ist es, die Zuschauer nicht nur zu informieren, sondern Elvis’ Leben und seine künstlerische Kraft unmittelbar erlebbar zu machen. Zudem wurde der Film im Imax-Format gezeigt. Und das scheint gut anzukommen.
Presse-Kritiken
Owen Gleiberman vom Entertainment-Branchenmagazin VARIETY ist mehr als begeistert und vermittelt uns ein erstes Gefühl was wir erleben werden: „Denk zurück an das größte Konzert, das du je erlebt hast … Und nun denk an den größten Moment in diesem Konzert, an den, der dir eine Gänsehaut verpasst hat, die du noch heute spürst. Genau diese Art von Erlebnis wirst du bei „EPiC: Elvis Presley in Concert“ haben.“ Er tituliert den Film eine Offenbarung und der Film zeige „wie berauschend Elvis gewesen war.“ Er vergleicht Elvis sogar mit Freddie Mercury: „Vor sieben Jahren, als ,Bohemian Rhapsody‘ herauskam, habe ich viele Queen-Konzerte geschaut, um ein Gefühl für Freddie Mercury zu bekommen, der heute als einer der elektrisierendsten Performer der Rockgeschichte gilt. Er verdient diesen Ruf. Aber ich kann bestätigen: Er ist nur etwa ein Drittel so elektrisierend wie Elvis Anfang der 70er. Die Kraft von Elvis’ Stimme war ungebrochen – sie erhob sich, sie bebte, sie schmeichelte, sie donnerte, sie rockte, und sie traf jede einzelne Note mit einzigartiger Perfektion. Und auch wenn er in seinen Bewegungen manchmal mit ein wenig Komik spielte und nicht mehr so wackelte wie 1956, strahlte seine Haltung und seine Körperbewegungen noch immer eine flammend-sinnlich-erotische Ausdruckskraft aus.“
Auch die New York Post, eine der ältesten Tageszeitungen der USA zeigt sich begeistert und meint „was für ein großartiger Entertainer Presley war“. Zusätzlich wird von 70 Besuchern berichtet, die nicht mehr an sich halten können und „die während ,Suspicious Minds‘ im Princess of Wales Theatre aufstanden und wie Schulmädchen tanzten“. Die Post kommt zu dem Schluss, dass Luhrmann auch mit diesem Film alles richtig macht und dem Vermächtnis von Elvis außerdem einen wichtigen Dienst erweist: „Dieser sexy, elektrisierende Film erinnert die ältere Generation und vermittelt der jüngeren, dass Elvis eine kontroverse, kulturerschütternde, Grenzen sprengende, aufrührerische, einzigartige musikalische Kraft war.“
Auf der Premiere erzählte Luhrmann ausführlich, dass man in einer Salzmine rund 59 Stunden Filmmaterial entdeckt habe – das sind rund 3.540 Minuten Elvis pur! Insgesamt wurden 69 Kisten entdeckt, die das 16-mm-Material von „Elvis On Tour“ sowie die 35-mm-Aufnahmen von „That’s the Way It Is“ beinhalten. Einige Aufnahmen sind z.T. ohne Ton oder nicht synchron. Man hat Teile ersetzt oder orchestral neu vertont.
Die Erwähnung der Salzmine klingt zunächst auch wie ein Abenteuer, ist für Hollywood-Filme aber nicht ungewöhnlich. Die unterirdische Salzmine befindet sich in Hutchinson einer Stadt im zentralwestlichen Teil des Bundesstaates Kansas. Sie ist eine der größten und ältesten ihrer Art in den USA und mit ihrer Größe von ca. 154.000 Quadratmetern und Funktion als Archiv weltweit einzigartig. Die Firma Underground Vaults & Storage (UV&S) bietet bereits seit dem 11. Juni 1959 sichere Lagerungsmöglichkeiten für Filme, Dokumente, Daten und Requisiten. Dank der konstanten Temperatur und Luftfeuchtigkeit bieten die Salzminen ideale Bedingungen, um empfindliche Zelluloid-Filme langfristig zu lagern. Columbia Pictures mietete sich 1965 als eines der ersten Studios in die Salzmine ein, um ihre Filme zu archivieren. Hier lagern Original-Zelluloid-Kopien wie „Vom Winde verweht“ oder auch „Der Zauberer von Oz“. Warner Bros., die auch den Großteil des Elvis-Materials besitzen, haben dort eine Lagerfläche in der Größe von etwa 12 Fußballfeldern angemietet!
Filminhalte
Aus verschiedenen Reviews und Erzählungen von Fans sticht die von Autor Garry Gomersall, der den Elvis Today Blog schreibt, hervor. Er war bei der Premiere vor Ort und hat danach die ersten Eindrücke aus dem Gedächtnis schnell aufgeschrieben. Hier die Filminhalte in kurzer stichwortartiger Zusammenfassung:
Der Film ist fantastisch – 100 % Elvis in grandioser Bild- und Tonqualität. Baz Luhrmann war großartig und hielt vor und nach dem Film eine Rede. Insgesamt haben sie „59 Stunden“ Filmmaterial kuratiert, zum Beispiel das komplette Hampton-Roads-Material – er hat das dreimal betont – und natürlich sei ihm bewusst, dass die Fans alles sehen wollen. Aber das lässt sich schlicht nicht in einem 96-Minuten-Film unterbringen. (Sensation: Hier ist vermutlich die Abendshow vom 9. April 1972 gemeint, die vollständig gefilmt vorliegt!)
Einleitung
Der Film beginnt mit bekannten Passagen aus „American Trilogy“ und biografischem Material (Ed Sullivan, Army-Clips, Hy Gardner, Blue Suede Shoes Screen Test, Dorsey Brothers Show, Army-Pressekonferenz, Filmsynopsen zu „Edge Of Reality“). Die Sequenzen sind kurz, visuell ansprechend, aber nichts wirklich Neues. Clips aus der Gold Lamé-Show sind nur wenige Sekunden lang.

Culver City / MGM Studio Rehearsals
- Besonders schön und neu: „Something“, „Yesterday“, „Fools Such As I“ (Highlight)
- Verschiedene Clips: Gespräche, Notenlesen
- Nicht enthalten: „Hey Jude“, „Tomorrow Never Comes“, „It’s Now Or Never“, „I Just Can’t Help Believin’“
- Highlights: „Fools Such As I“ (in hervorragender Qualität), „Runaway“ (nie zuvor gesehen)
International Hotel Rehearsal
- „Bridge Over Troubled Water“ (kurz)
- „You Don’t Have to Say You Love Me“
- Kleine Gespräche und Interaktionen (teilweise nur visuell)
Stage Rehearsal Clips
- „Polk Salad Annie“ (Montage aus Culver City, Hotel und Live-Shows)
- „The Next Step Is Love“ (narrative Funktion)
- „Oh Happy Day“ (wie Trailer, leicht verlängert)
- Bizarre Drogen-Gespräche (nie zuvor gesehen, humorvoll)
Live Shows (TTWII, Details zu Datum/Outfit folgen)
- Interessanter Einstieg, Elvis verzögert bewusst seinen Auftritt
- „I Can’t Stop Loving You“ – neue Winkel
- „Men With Broken Heart“s / „Walk A Mile In My Shoes“ (Lost Performances, sieht jetzt großartig aus)
- „Little Sister“ / „Get Back“ / „Are You Lonesome Tonight?“ – auf dem Hocker
- „Suspicious Minds“ – weniger geschnitten, dramatischer, Publikumsreaktionen
- „That’s All Right“ – komplett neu
- „Tiger Man“ – neue Blickwinkel
- „Can’t Help Falling In Love“ – Zeitlupe beim Aufzug
- Kritik: „In The Ghetto“ wurde mit Studio-Track von TTWII unterlegt
Hotel Suite (1970)
Elvis in Vegas Suite, Fuß auf Stuhl, witzige Momente mit Charlie Hodge – komplett neu
On Tour Elemente
- „Always On My Mind“ (kurz, Home-Movie-Charakter)
- „Burning Love“ – Mischung aus Mock-Studio und Stage-Version aus Greensboro
- Begrenzter Einsatz von San Antonio-Footage
- „How Great Thou Art“ – Hampton Roads
- „Never Been To Spain“ – Hampton Roads, mit Madison Square Garden-Pressekonferenz Clips
- On Tour Interviews (Mario Lanza, J.D. Sumner) – Farbqualität herausragend
- Fahrt im Auto, Elvis spricht über Colonel
- 1972 Vegas Suite, Spiegel-Krawatten-Clip, Gold Disc Clip (ohne Ton)
- Trailer-Clip: Treffen mit Mädchen – keine neuen Szenen, Qualität fantastisch
- On Tour Gospel: „Nearer My God To Thee“ – neue Szenen
- „Bridge Over Troubled Water“, „American Trilogy“ – Hampton Roads
- Clips des Colonels bei Richmond-Auftritten, Elvis spricht über ihn
Verschiedenes
- Stage Entry/Exit – viele kleine, ungesehene Clips, oft aber ohne Ton
- Promi-Party in Vegas – leicht anderes Material als TTWII Special Edition
- Alternative Live-Version von „You’ve Lost That Lovin’ Feeling“
- TTWII-Clips: Tap Dance, Interaktionen, unterschiedliche Winkel beim Durchgang durch die Menge
- „Love Me“ – Montage: Sullivan, TTWII-Hocker, Richmond-Bodenliege
- „Suspicious Minds“ – weniger Schnitt, stärker als Show-Stopper
Persönliche Kritikpunkte / Song-Auslassungen
- Nicht enthalten, obwohl teilweise nahezu vollständige Versionen existieren: „For The Good Times“, „Release Me“, „Stranger In The Crowd“, „Words“, „There Goes My Everything“, „It’s Over“ (Richmond)
- Baz Luhrmann betont, dass kein TTWII- oder On Tour-Remake beabsichtigt, sondern eher ein poetischer Ansatz geplant war. (Bono-Gedicht über End-Credits).
Fazit
- Sensationelles, inspirierendes Werk
- Viele neue Clips sind großartig, aber Fans sollten die Erwartung an neues Material zurückschrauben
- Film weckt Appetit auf die noch unveröffentlichten 57,5 Stunden Archivmaterial
Das alles klingt vielversprechend und macht wirklich Lust auf mehr. Und es ist doch immer ein Erlebnis Elvis auf großer Leinwand zu sehen. Wer nicht länger warten möchte, muss in die Schweiz fahren.
Termine in Europa
EPiC wird auf dem Zurich Filmfestival ZFF (25.9.-5.10.2025) an drei Tagen gezeigt: 26.9., 1.10. und 4.10. Der Ticket-Vorverkauf startet am 15.9. Ob Baz Luhrmann vor Ort sein wird, ist im Augenblick noch nicht bestätigt. Alle Infos und Tickets auf zff.com
Bislang hat der Film weder einen Verleih – man befinde sich laut Luhrmann noch in Gesprächen – noch wurde ein Kinostart oder Streaming-Datum für die USA, Deutschland und Europa genannt. Zudem liegt derzeit auch kein offizieller Trailer vor.
Tracklist (Aus der Pressemitteilung des TIFF, laut Baz Luhrmann ist die Liste nicht vollständig!)
1. Also Sprach Zarathustra
2. An AmericanTrilogy
3. Don’t Be Cruel
4. Crawfish
5. Jailhouse Rock
6. Hound Dog
7. Heartbreak Hotel
8. Girls! Girls! Girls!
9. Bossa Nova Baby
10. Edge Of Reality
11. Change Of Habit
12. Are You Lonesome Tonight?
13. I Got A Feelin’ In My Body
14. Stranger In The Crowd
15. (Now and Then There’s) A Fool Such As I
16. What’d I Say
17. I Was The One
18. You Don’t Have To Say You Love Me
19. Ghost Riders In The Sky
20. Runaway
21. Little Egypt
22. That’s All Right
23. Tiger Man
24. Polk Salad Annie
25. You’ve Lost That Loving Feeling
26. I Shall Be Released
27. Burning Love
28. Stranger In My Own Home Town
29. (You’re The) Devil In Disguise
30. Never Been To Spain
31. Love Me
32. Blue Moon
33. Twenty Days and Twenty Nights
34. I Can’t Stop Loving You
35. Always On My Mind
36. Oh Happy Day
37. How Great Thou Art
38. I, John
39. Nearer My God To Thee
40. Big Hunk O’ Love
41. Bridge Over Troubled Water
42. In The Ghetto
43. Walk a Mile in My Shoes
44. Suspicious Minds
45. Can’t Help Falling In Love
Quelle: Elvis Day By Day, Elvis Today Blog, TIFF, Zurich Film Festival, Elvis Australia, Michael N. Ross, Fotos: TIFF/EPiC/Baz Luhrmann