Elvis und Bill Morris auf der Hochzeit von George Klein 1970 in Las Vegas. Sie singen „How Great Thou Art“.

Elvis und Morris bei der Jaycee Award-Verleihung 1971.

In der GRACELAND-Ausgabe 206 haben wir einen ausführlichen Bericht über den Jaycee Award.

Nachruf: Bill Morris

William N. „Bill“ Morris wurde am 8. November 1932 in Fulton, Mississippi geboren, einer Kleinstadt etwa 30 Kilometer von Tupelo entfernt, dem Geburtsort von Elvis Presley. Die Familien der beiden kannten sich bereits vor der Geburt von Bill und Elvis. In den 1940er-Jahren zogen beide Familien nach Memphis, Tennessee, wo sich Bill Morris und Elvis Presley erstmals persönlich trafen. Diese Begegnung war der Anfang einer lebenslangen Freundschaft.


Bill Morris war 1964 im Alter von nur 31 Jahren zum jüngsten Sheriff in der Geschichte von Shelby County gewählt worden. In dieser Rolle sorgte er für Reformen im Strafvollzug und galt als fortschrittlicher Beamter mit Sinn für Bürgernähe. Während seiner Amtszeit organisierte Morris persönlich den Schutz von Elvis durch sein Department, wann immer dieser sich in Memphis aufhielt. Morris spielte auch eine wichtige Rolle bei der Verhaftung von James Earl Ray, dem Mörder von Martin Luther King Jr. Er trug damit maßgeblich zur Aufklärung eines der bedeutendsten Verbrechen der US-Geschichte bei. Morris engagierte sich auch gesellschaftlich, um Versöhnung und sozialen Zusammenhalt in Memphis zu fördern.


Eine berühmte Anekdote stammt aus dem Jahr 1970, als Morris Elvis und seine Begleiter zur National Sheriffs’ Association in Washington, D.C. begleitete. Die geplante Begegnung mit FBI-Direktor J. Edgar Hoover kam zwar nie zustande – der Ort hatte sich aber längst herumgesprochen, und rund 250 Menschen, darunter zahlreiche neugierige FBI-Beamte, erwarteten Elvis bereits. Aus diesem Besuch stammt eine der bekanntesten Anekdoten von Morris:


„Als ich Sheriff war, habe ich Elvis zu meinem Hilfssheriff ernannt und ihn zur Versammlung der National Sheriffs Association in Washington mitgenommen, die nur für Mitglieder mit Mitgliedskarte zugänglich war. Während wir auf das Treffen mit J. Edgar Hoover warteten, musste Elvis auf die Toilette. Wir folgten ihm, und als er seinen Gürtel ablegte, fiel plötzlich eine Pistole zu Boden. Ich dachte, ich sterbe – aber Elvis hob sie seelenruhig auf, steckte sie wieder ein. Das hat ihn überhaupt nicht aus der Ruhe gebracht.“ Nach seiner Zeit als Sheriff war Morris von 1970 bis 1978 Direktor der Shelby County Penal Farm (Strafanstalt) und in verschiedenen politischen und beratenden Funktionen aktiv.


In dieser Zeit unterstützte er Elvis aktiv, etwa 1971, als er ihn für den renommierten Preis der „Ten Outstanding Young Men of America“ der Jaycees nominierte. Bill Morris war aktives Mitglied der Jaycees, einer US-amerikanischen Organisation, die junge Führungspersönlichkeiten fördert. Die Jaycees, offiziell „United States Junior Chamber of Commerce“, engagieren sich seit Jahrzehnten sozial und beruflich. Ein Breich dabei ist die Auszeichnung der „Ten Outstanding Young Men of America“. Diese Ehrung wird jährlich an junge Männer vergeben, die sich durch besondere Leistungen in ihrem Beruf, im Gemeinwesen und/oder in anderen gesellschaftlichen Bereichen hervorgetan haben.

Als Mitglied der Jaycees war Morris befugt, Kandidaten für die Auszeichnung vorzuschlagen. Im Jahr 1970 nutzte er das, um Elvis zu nominieren. Es basierte darauf, dass Elvis nicht nur musikalische Erfolge feierte, sondern sich auch gesellschaftlich engagierte und als öffentliche Persönlichkeit eine wichtige Rolle einnahm. Elvis erhielt die Auszeichnung schließlich am 16. Januar 1971 im Ellis Auditorium in Memphis.


Ebenfalls in den 70er-Jahren entstand ein weiterer Elvis-Moment, den Morris gern zu erzählen wusste: „Wir waren zu Weihnachten in Graceland, und George Klein sagte mir, Elvis erwarte mich draußen. Vor ihm stand ein Mercedes SL. Elvis fragte: ‚Gefällt der dir?‘ Ich sagte: ‚Großartig!‘ Und er antwortete: ‚Gut, dann ist er jetzt deiner. Steig ein und wir drehn ’ne Runde.‘ Als wir losfuhren, lief im Radio Elvis’ Version von „I’ll Be Home For Christmas“. Wir fuhren zum Flughafen – dort konnte man die schmalen deutschen Villiger Kiel-Zigarillos kaufen, die Elvis so mochte.“


Wegen der vielen Tourneen sahen sie sich in den 70ern nur noch selten. Zwei Monate vor Elvis’ Tod wurde Morris und seine Frau zu einem Kinoabend eingeladen. Sie trafen erst spät ein und der Film lief schon. Elvis begrüßte beide persönlich: „Ich konnte es kaum glauben, als ich ihn sah. Er hatte sich körperlich so sehr verändert und hatte massiv zugenommen. Meine Frau neckte ihn – sie war mit ihm zur Schule gegangen. Sie umarmte ihn. Wir alle umarmten uns. Und jedem standen die Tränen in den Augen – weil er so schlecht aussah und sich so schlecht fühlte. Er sagte: ‚Ich werde wieder gesund.‘ Wir setzten uns. Das nächste Mal, als ich ihn sah war er tot.“


1978 wurde Morris zum ersten gewählten „County Mayor“ von Shelby County – einem politisch einflussreichen Amt, vergleichbar mit einem Landrat mit erweitertem Verwaltungsmandat. In dieser Rolle blieb er bis 1994 im Amt und erlebte während seiner Amtszeit fünf verschiedene Bürgermeister. Morris trieb in dieser Zeit zahlreiche Infrastrukturprojekte voran, setzte sich für soziale Gerechtigkeit ein und engagierte sich stark für den Erhalt der Erinnerungskultur in Memphis. So unterstützte er die Öffnung von Graceland als Museum und war an Versöhnungsinitiativen nach dem Tod von Martin Luther King Jr. beteiligt. Morris erkannte die historische Bedeutung des Lorraine Motel – dort, wo Dr. Martin Luther King Jr. ermordet wurde – und setzte sich dafür ein, dass an dieser Stelle ein Museum zur Bürgerrechtsbewegung entsteht. Er ließ außerdem erste Mittel bereitstellen, wodurch Morris entscheidend zum Zustandekommen des National Civil Rights Museum beitrug. Unter seiner Leitung wurde auch die nach ihm benannte Bill Morris Parkway gebaut – heute eine der Hauptverkehrsadern im Süden von Memphis.


Am 25. Juli 2025 verstarb Bill Morris im Alter von 92 Jahren. Er hinterlässt seine Frau Ann, mit der er über 70 Jahre verheiratet war, sowie drei Kinder. In Memphis und darüber hinaus wird er als jemand in Erinnerung bleiben, der Brücken baute – zwischen Politik und Menschlichkeit, zwischen Geschichte und Gegenwart. Und für uns als jemand, der seine Freundschaft mit Elvis nie ausnutzte, sondern die wahre Größe und den Menschen dahinter mit Respekt und Wertschätzung ehrte.


R.I.P.

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